Archive for November, 2007

Im Zickzack durch China

Freitag, November 30th, 2007

China ist riesig und hat viele Gesichter. Um wenigsten einen kleinen Teil der multiplen Kulturen und Gegenden von China sehen zu koennen, muss man riesige Distanzen zuruecklegen. Gestartet ganz im Nordwesten von China, in Kashgar ging es dann ueber 4000 km bis zur Ostkueste nach Shanghai. Von dort bin ich nun mit dem Flugzeug nach Chengdu, der Hauptstadt der Provinz Sichuan geflogen.

 zick zack karte

Diese Provinz liegt in der Hoehe von Tibet, wieder im Westen von China. Mein Aufenthalt in China werde ich Anfang Dezember dann in Hong Kong beenden, was nochmals eine Durchquerung des Landes von West nach Ost bedeutet.Gerne waere ich auch nach Tibet selbst gegangen, aber die chinesische Regierung hat Tibet noch nicht fuer den Tourismus freigegeben und man braucht daher teuere Genemigungen und kann sich nur kurz dort aufhalten. Um aber trotzdem etwas von dieser Kultur zu erfahren kann man in den Westen der Provinz Sichuan fahren, diese Gegend gehoerte naemlich frueher zu Tibet. Nach dem Einmarsch der Chinesen in Tibet, wurden die Grenzen der Provinz Sichuan und Yunnan nach Westen verschoben und somit Tibet verkleinert. Schon in der Hauptstadt in Chengdu geht es etwas ruhiger zu als in den Metropolen der Ostkueste. Die Leute sind weniger auf Touristen spezialisiert und man ist daher nicht die ganze Zeit dabei Verkaeufer und Nepper abzuwimmeln. Es ist richtig relaxend dort durch die Strassen zu wandeln. Aber auch diese Stadt hat wie fast alle Staedte in China nur noch einen kleinen Teil an historischen Strassen und Gebaeuden und der Rest, der moderne Teil, ist wie ueberall auf der Welt aus Metall und Glas gemacht. Der Besuch der Sichuan Oper war dann ein richtiges Highlight. Die Oper gleicht dann eher einem Variete, ist aber sehr unterhaltsam, abwechslungreich und bunt. Chengdu ist bekannt fuer seine Pandabaerenzucht, die man dort im Zoo dann bewundern kann.

panda

Von dort ging es dann weiter Richtung Westen, nach Leshan in der die groesste Buddastatue der Welt beheimatet ist. Der naechste Stop in Richtung Westen war dann Kanding. Ab hier beginnt die tibetische Welt und hier endet dann auch der taegliche „Luxus“, an den man sich in chinesischen Unterkuenften gewohnt hat. Die Guesthouses hier haben alle keine Heizung und die Naechte sind weit unter Null Grad, warmes Wasser gibt es nur zeitweise oder gar nicht.

Am naechsten Morgen ging es von hier ueber mehrere Paesse von bis zu ueber 4700 m. NN nach Litang. Die Fahrt durch diese Landschaft war atemberaubend. Ueberall sind Gebetsfahnen und budistische Tempel. Die Architektur ist ganz anders als das bisher gesehen, die Tueren und Fenster glaenzen in grellen Farben und sind filigran verziert, die Gemaeuer gleichen einer Festung und sind dick und um vor der eissigen Kaelte zu schuetzen.

Die Menschen leben hier einfach, tragen bunte Gewaender und oft aussergewoehnlichen Kopfschmuck bzw. Huete (siehe Bilder in der Bildergallery). Die Ortschaft Litang liegt dann auf 4014 m. NN und ich brauchte einen Tag um mich zu aklimatisieren. In dieser Zeit fand dann in Litang eine Himmelsbestattung statt. Diese Art der Bestattung, die hier seit langer Zeit praktiziert wird (sie war zwischenzeitlich auch mal verboten), ist in unseren Augen evtl. etwas makaber hat aber durchaus seine Begruendung. Bei so einer Bestattung wird der Leichnam auf ein Feld gelegt. Ein Duorden, ein auserwaehlter Mann aus der Gesellschaft der keine Familie haben darf und hohes Ansehen erhaelt, praepariert die Leiche fuer die Bestattung. Dabei wird die Haut des Koerper ringsherum mit einem Messer mit tiefen Schnitten versehen, so dass das Fleisch zum Vorschein kommt. Wie herbeigeordet fliegen nun Kraehen und Geier herbei und machen sich ueber den Menschenkoerper her.

sky burial

Man kennt dies ja von Tierfilmreportagen, es handelt sich aber bei dem Koerper nicht um ein Tier sondern um einen Mensch. Nachdem das Fleisch vom Koerper gepickt wurde und von der hungrigen Meute verschlungen wurde, wird das Gerippe mit einer Axt geteilt und die Knochen mit einem Hammer zerschlagen. Diese Reste werden dann wieder den Voegeln vorgeworfen, die somit den Leichnam komplett verwerten. Dieses Schauspiel dauert normalerweise nicht laenger als 30 Minuten. Der eigentliche Grund fuer diese Art der Bestattung in dieser Gegend liegt in der Tatsache begruendet, dass der Boden die meiste Zeit des Jahres gefroren ist und somit eine Bestattung in der Erde nicht moeglich ist. Fuer uns mag dass ganze etwas abartig klingen (und so sah es fuer mich auch aus), doch die Leute hier wollen so bestattet werden.

Von Litang ging es dann in einer europaeischen Gruppe weiter nach Xiangchen. Da die oeffentlichen Verkehrsmittel hier nicht mehr so regelmaessig verkehren haben sich zwei Briten, ein Slovene und ich uns zusammengetan und ein Taxi geordert. Bei der Fahrt ueber weitere Paesse ueber 4500 m. NN mussten wir dann das eine oder andere Mal das Taxi durch den Schnee schieben, da das Auto mit eigener Kraft nicht mehr vorran kam (vielleicht hat ja der eine oder andere das gleiche mit den Sommerreifen und dem ersten Schnee in Deutschland erlebt).  

over pass

Von Xiangchen ging es dann mit der gleichen Truppe weiter nach Zhongdian. Da wir schon wussten dass die Fahrt ueber 6 Stunden dauert, haben wir uns dieses mal praezise vorbereitet und den Wagen mit genuegend Bier gefuellt. Dementsprechend lustig war dann auch die Fahrt und unser Fahrer war absolut verstaendnissvoll und legte alle halbe Stunde eine Pinkelpause ein, die absolut noetig war. Von hier mache ich mich nun alleine auf den Weg in die Tiger Leaping Gorge, der dritt groessten Schlucht der Welt.

Liebe Gruesse  

Christoph

Ein kleines bischen wie zu Hause

Mittwoch, November 21st, 2007

Nachdem wir am 5. November in Shanghai angekommen sind, habe ich mich gleich um die Verlaengerung meines Visas gekuemmert. Die Formalitaeten waren schnell und einfach erledigt, in solchen oeffentlichen Instituten ist China wirklich sehr fortschrittlich und meinem Augenschein nach auch sehr effektiv. Trotzdem dauert die Verlaengerung des Visas eine Woche, somit musste ich bis 12. November in der Naehe von Shanghai bleiben. Die Gelegenheit war ideal ferne Bekannte (wirklich ferne, da ich sie eigentlich gar nicht kannte, sondern nur eine Freundin von mir den Kontakt per Email hergestellt hat) in Sozhou, ca. 40 Minuten Zugfahrt von Shanghai entfernt, zu besuchen. Sozhou ist bekannt fuer seine Gaerten und die schoene Innenstadt und somit war die Einladung ideal.

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Was mich dann dort erwartet hat, uebertraf aber auf jeden Fall meine Erwartungen. Gabi und Bernhard, sie aus dem Allgaeu und er aus Oesterreich leben in Sozhou, da Bernhard dort fuer ein deutsches Unternehmen arbeitet. Am ersten Abend haben wir dann festgestellt, dass es bei dem Freundeskreis im Allgaeu doch schon einige Ueberschneidungen gibt.

Gabi und Bernhard

Durch den super netten Aufenthalt bei den beiden konnte ich ein bischen in das Expat Leben einsehen und muss schon sagen, dass mir soetwas auch gefallen koennte.
Die Wohnanlage bei Sozhou ist echt edel, mit eigenem Swimmingpool und Wasserfall vorm Haus. Vom Wohnzimmer hat man direkt Blick auf eine Seeanlage, an der an jedem Wochenende ein grosses Feuerwerk stattfindet.

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Im Aufzug z.B. wird jeden Tag der Teppich ausgewechselt, da auf diesem der jeweilige Wochentag geschrieben steht. Wenn man die Anlage betritt steht ein uniformierter Wachmann am Tor und salutiert fuer einen, auch wenn man wie ich in „Backpacker Klammoten“ daherkommt.
Dies waren aber nur die aeusserlichen angenehmen Dinge meines Aufenthalts, meine netten Gastgeber fuehrten mich am ersten Abend gleich in das „German Restaurant Pub“ in dem ein Grillabend stattfand.

German Pub

Super Salate und Steaks und Wuerste gegrillt und dazu sogar Brezeln. Danach gings noch ins Hofbraeuhaus von Sozhou, ein echter Ableger des HB in Muenchen.

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Zum Schluss wurde mir dann noch eine typische chinesische Kneipe gezeigt in der Auffuehrungen stattfanden. In Deutschland wuerde man wahrscheinlich Kabarett dazu sagen, auf jeden Fall sangen neben kleinen Auffuehrungen huebsche Chinesinen in knapper Bekleidung heimische Lieder (man hat halt nichts verstanden) in einer ohrenbeteubenden Lautstaerke.
Am naechsten Morgen habe ich erstmals verschlafen, da das gebotene Bett einfach ein Highlight seit langem war. Neben den tourischten Attraktionen war dann jeden Abend ein kulinarisches Highlight geboten, wobei ich dabei seit langem wieder allgaeuer und oesterreichen Dialekt geniesen durfte und den einen oder anderen tiefen Einblick in die chinesische Kultur bekommen habe, die Bernhard bei seinem „Daily Business“ erfaehrt.
Ein besonderes Erlebniss war der Sonntags Brunch im Sheraton in Sozhou. Dort bekommt man fuer umgerechnet ca. 25 Euro das was man in einem fuenf Sterne Hotel erwartet und sich in Europa als Normalbuerger einfach nicht leisten kann. Von „A“ wie Austern bis „Z“ Zander (Red Snapper) gab es alles an diesem gigantischen warmen und kalten Buffet inklusive Schokoladenbrunnen. Wir haben insgesamt vier Stunden geschlemmt und ich hatte wahrscheinlich nur die Haelfte aller Dinge probiert, was mir riesen Kummer bereitete – dabei habe ich nach Anleitung von Bernhard auf alle „Magenfueller“ verzichtet.
Aus dem geplanten Aufenthalt fuer eine Nacht wurden dann vier Naechte bevor ich wieder zurueck nach Shanghai gefahren bin. Nachdem ich mein neues Visum in der Hand gehalten habe, bin ich mit 430 km/h zum Flughafen gefahren (nein, kein Taxi sondern die Magnetschwebebahn) und weiter nach Chengdu im Westen von China gefolgen. Gabi und Bernhard, danke fuer die nette Zeit mit und bei Euch.

Liebe Gruesse aus Kanding

Christoph

Nachruf :-)

Sonntag, November 18th, 2007

Seit 8. November reise ich nun alleine, da Kolja nun seine weiteren Plaenen ausserhalb Chinas verfolgt. Vor fast genau fuenf Monaten (4. Juni) haben Kolja und ich unseren gemeinsamen Trip mit den Bikes in Genhofen begonnen und hatten das ungefaehre Ziel „Shanghai“ vor Augen, wo wir es nun auch gemeinsam hin geschafft haben.

Kolja und ich haben beide bei der Reise festgestellt, das wir noch mit niemanden anderen, ausser evtl. mit unserer Mutter in den ersten Lebensjahren, soviel zusammenhaengende Zeit verbracht haben (und das mit der Mama hat nur geklappt, weil wir damals noch nicht reden konnten). Es waren fuenf Monate taeglich gemeinsam auf dem Bike, im Bus oder Zug, meist zur gleichen Zeit die Zaehne geputzt, am selben Tisch gegessen, das gemeinsame Sightseeing Programm, miteinander das Bier am Abend getrunken und schliesslich gemeinsam im Zelt, Jurte, Zimmer oder unter freiem Himmel. geschlafen. Dies waren auch fuenf Monate mit minimal Privatsphaere und eigenen Freiraum, alle Entscheidungen mussten immer mit dem anderen abgesprochen werden oder ein Kompromiss getroffen werden. Aber auch die schlechten Launen, Hoehen und Tiefen des anderen wurden live miterlebt, ohne viel Moeglichkeiten zur Flucht – also kurz gesagt schlimmer als in einer Ehe, oder wie mein Arbeitskollege sagen wuerde: „Die Weiterfuehrung des Ehelebens unter erschwerten Bedingungen“ (Zitat H.S.).

Wie in allen Bereichen im Leben gibt es immer Hoehen und Tiefen und die hatten wir auch auf diesem Trip, die Hoehen allerdings ueberproportional hoch und lang im Vergleich zu den Tiefen. Aber gerade an den Tiefpunkten war ich froh einen so verlaesslichen und motivierenden Reisekollegen wie Kolja an meiner Seite gehabt zu haben, der in diesen Zeiten immer fuer mich da war. Das Beste an diesem Rueckblick ist aber, das wir das alles freiwillig gemacht haben. Die Option in Zwischenstationen eigene Wege zu gehen waren da, wurden aber von keinem in Anspruch genommen,

Ich bin mir zurueckblickend sicher, dass wir als Team auch mehr gesehen und gewagt haben, als alleine. Besonders hohe und lange Passagen mit dem Bike waeren alleine nicht machbar gewesen. Und meist diese Passagen waren dann die tollsten und eindrucksvollsten Erlebnisse auf dem ganzen Weg.
Am Abend wiederum kann man seine Eindruecke und Erlebnise teilen und letzendlich auch viel miteinander lachen. Bei soviel Zeit gemeinsam habe ich Kolja noch naeher kennen- und schaetzen gelernt. Zusammenfassend kann ich nur sagen, dass ich den Trip zu zweit sehr genossen habe, Danke Kolja fuer die super Zeit – du bist ein klasse Reisepartner und Freund.

Nach unserem Trip in Sued- und Zentralamerika haben wir immer von so einem Trip nach Zentralasien getraeumt. Nun haben wir uns diesen gemeinsam erfuellt – es waren zwar anderes Ziele wie die Mongolei und der Baikalsee auf dem Programm, dafuer haben wir nun die Bikevariante ausprobiert. Auf der Reise haben wir nun viele andere Leute kennengelernt und deren Reisegeschichten gehoert. Dabei haben wir schon festgestellt, das es wieder gemeinsame Ideen und Ziele gibt. Dann lass uns mal gemeinsam davon traeumen ….

Kolja viel Spass und Erfolg bei deinen kommenden Vorhaben.

Christoph