China ist riesig und hat viele Gesichter. Um wenigsten einen kleinen Teil der multiplen Kulturen und Gegenden von China sehen zu koennen, muss man riesige Distanzen zuruecklegen. Gestartet ganz im Nordwesten von China, in Kashgar ging es dann ueber 4000 km bis zur Ostkueste nach Shanghai. Von dort bin ich nun mit dem Flugzeug nach Chengdu, der Hauptstadt der Provinz Sichuan geflogen.
Diese Provinz liegt in der Hoehe von Tibet, wieder im Westen von China. Mein Aufenthalt in China werde ich Anfang Dezember dann in Hong Kong beenden, was nochmals eine Durchquerung des Landes von West nach Ost bedeutet.Gerne waere ich auch nach Tibet selbst gegangen, aber die chinesische Regierung hat Tibet noch nicht fuer den Tourismus freigegeben und man braucht daher teuere Genemigungen und kann sich nur kurz dort aufhalten. Um aber trotzdem etwas von dieser Kultur zu erfahren kann man in den Westen der Provinz Sichuan fahren, diese Gegend gehoerte naemlich frueher zu Tibet. Nach dem Einmarsch der Chinesen in Tibet, wurden die Grenzen der Provinz Sichuan und Yunnan nach Westen verschoben und somit Tibet verkleinert. Schon in der Hauptstadt in Chengdu geht es etwas ruhiger zu als in den Metropolen der Ostkueste. Die Leute sind weniger auf Touristen spezialisiert und man ist daher nicht die ganze Zeit dabei Verkaeufer und Nepper abzuwimmeln. Es ist richtig relaxend dort durch die Strassen zu wandeln. Aber auch diese Stadt hat wie fast alle Staedte in China nur noch einen kleinen Teil an historischen Strassen und Gebaeuden und der Rest, der moderne Teil, ist wie ueberall auf der Welt aus Metall und Glas gemacht. Der Besuch der Sichuan Oper war dann ein richtiges Highlight. Die Oper gleicht dann eher einem Variete, ist aber sehr unterhaltsam, abwechslungreich und bunt. Chengdu ist bekannt fuer seine Pandabaerenzucht, die man dort im Zoo dann bewundern kann.
Von dort ging es dann weiter Richtung Westen, nach Leshan in der die groesste Buddastatue der Welt beheimatet ist. Der naechste Stop in Richtung Westen war dann Kanding. Ab hier beginnt die tibetische Welt und hier endet dann auch der taegliche „Luxus“, an den man sich in chinesischen Unterkuenften gewohnt hat. Die Guesthouses hier haben alle keine Heizung und die Naechte sind weit unter Null Grad, warmes Wasser gibt es nur zeitweise oder gar nicht.
Am naechsten Morgen ging es von hier ueber mehrere Paesse von bis zu ueber 4700 m. NN nach Litang. Die Fahrt durch diese Landschaft war atemberaubend. Ueberall sind Gebetsfahnen und budistische Tempel. Die Architektur ist ganz anders als das bisher gesehen, die Tueren und Fenster glaenzen in grellen Farben und sind filigran verziert, die Gemaeuer gleichen einer Festung und sind dick und um vor der eissigen Kaelte zu schuetzen.
Die Menschen leben hier einfach, tragen bunte Gewaender und oft aussergewoehnlichen Kopfschmuck bzw. Huete (siehe Bilder in der Bildergallery). Die Ortschaft Litang liegt dann auf 4014 m. NN und ich brauchte einen Tag um mich zu aklimatisieren. In dieser Zeit fand dann in Litang eine Himmelsbestattung statt. Diese Art der Bestattung, die hier seit langer Zeit praktiziert wird (sie war zwischenzeitlich auch mal verboten), ist in unseren Augen evtl. etwas makaber hat aber durchaus seine Begruendung. Bei so einer Bestattung wird der Leichnam auf ein Feld gelegt. Ein Duorden, ein auserwaehlter Mann aus der Gesellschaft der keine Familie haben darf und hohes Ansehen erhaelt, praepariert die Leiche fuer die Bestattung. Dabei wird die Haut des Koerper ringsherum mit einem Messer mit tiefen Schnitten versehen, so dass das Fleisch zum Vorschein kommt. Wie herbeigeordet fliegen nun Kraehen und Geier herbei und machen sich ueber den Menschenkoerper her.
Man kennt dies ja von Tierfilmreportagen, es handelt sich aber bei dem Koerper nicht um ein Tier sondern um einen Mensch. Nachdem das Fleisch vom Koerper gepickt wurde und von der hungrigen Meute verschlungen wurde, wird das Gerippe mit einer Axt geteilt und die Knochen mit einem Hammer zerschlagen. Diese Reste werden dann wieder den Voegeln vorgeworfen, die somit den Leichnam komplett verwerten. Dieses Schauspiel dauert normalerweise nicht laenger als 30 Minuten. Der eigentliche Grund fuer diese Art der Bestattung in dieser Gegend liegt in der Tatsache begruendet, dass der Boden die meiste Zeit des Jahres gefroren ist und somit eine Bestattung in der Erde nicht moeglich ist. Fuer uns mag dass ganze etwas abartig klingen (und so sah es fuer mich auch aus), doch die Leute hier wollen so bestattet werden.
Von Litang ging es dann in einer europaeischen Gruppe weiter nach Xiangchen. Da die oeffentlichen Verkehrsmittel hier nicht mehr so regelmaessig verkehren haben sich zwei Briten, ein Slovene und ich uns zusammengetan und ein Taxi geordert. Bei der Fahrt ueber weitere Paesse ueber 4500 m. NN mussten wir dann das eine oder andere Mal das Taxi durch den Schnee schieben, da das Auto mit eigener Kraft nicht mehr vorran kam (vielleicht hat ja der eine oder andere das gleiche mit den Sommerreifen und dem ersten Schnee in Deutschland erlebt).
Von Xiangchen ging es dann mit der gleichen Truppe weiter nach Zhongdian. Da wir schon wussten dass die Fahrt ueber 6 Stunden dauert, haben wir uns dieses mal praezise vorbereitet und den Wagen mit genuegend Bier gefuellt. Dementsprechend lustig war dann auch die Fahrt und unser Fahrer war absolut verstaendnissvoll und legte alle halbe Stunde eine Pinkelpause ein, die absolut noetig war. Von hier mache ich mich nun alleine auf den Weg in die Tiger Leaping Gorge, der dritt groessten Schlucht der Welt.
Liebe Gruesse
Christoph