Physisch angekommen

Februar 28th, 2008

Nun ist dieser Trip zu Ende und ich bin wieder in Deutschland angekommen. Viele Leute fragen mich, wie es denn nun nach so langer Zeit ist wieder zu Hause zu sein. Darauf kann ich eigentlich nur sagen: „Dass weis ich auch nicht“, denn komplett bin ich irgendwie noch nicht hier in Deutschland.

Die ersten Dinge die ich neben der ausgepraegten Fuehrsorge meiner Mutter geniessen konnte, waren eine Currywurst in der Pfalz. Im Allgaeu habe ich dann seit langem mal wieder meine Freunde gesehen und ein Leberkaessemmel inclusive bayrischem Bier genossen. Es gibt einfach kleine Dinge im Leben die einem eine grosse Freude bereiten koennen.
In der restlichen Zeit bin ich gerade dran mich an die deutschen Temperaturen (fuer suedeutsche Winter ist es ja warm, fuer tahitianische Verhaeltnisse aber nicht) und die immer vorhandene Hektik zu gewoehnen. Es ist irgendwie schon toll festzustellen, dass man selbst etwas Ruhe und Gelassenheit waehrend des Trips gewonnen hat. Wie lange dies allerdings anhaelt kann ich nicht sagen, besonders da naechsten Montag schon mein Arbeitsalltag wieder anfaengt, mit Telefon, Terminkalender und Besprechungen. Auch das waren Dinge auf die man neun Monate gut verzichten konnte, auch wenn man sich am Anfang der Reise ohne dies etwas unwichtig vorkam :-).

Meine Packete die ich mir selbst von der Reise geschickt habe, sind nun auch ausgepackt und die Wohnung wird nun langsam wieder heimisch. Allerdings fehlen noch die ganzen Blumen, die ich in den naechsten Tagen noch bei den Gastfamilien einsammeln werde.

Auch Kolja und ich haben uns wieder getroffen und sind uns einig, dass die Erinnerungen von diesem Trip ein Leben lang halten werden, wenn man ab und zu mal eine Auffrischung erhaelt – und einen geeigneten Reisepartner kennen wir beide ja auch!
Eine weitere klassische Frage bei der mir keine Antwort einfaellt ist: „Na wie war’s?“. Irgendwie weiss ich dann wirklich nichts darauf zu antworten und alle Leute die mich kennen, wissen, dass dies nicht oft vorkommt. Ich versuche hier vielleicht mal das Wichtigste zusammen zu fassen:

Dieser Trip war ein Lebenstraum und er hat diese Anforderungen auch erfuellt. Wir haben unglaublich viele tolle Dinge erlebt, keine richtig schlechten Erfahrungen gemacht und sind beide gesund, heil und gluecklich zurueck gekehrt.
Die Eindruecke von den Laendern, den Leuten, der Kulturen und schlussendlich auch die Einblicke in sich selbst sind Erfahrungen, die man nicht jeden Tag machen kann. Die Freiheit eine so lange Zeit fremde Laender zu erkunden, seinen Tag so zu nutzen wie man moechte, an psychische wie physische Grenzen zu stossen oder einfach keine festen Regeln oder Plaene zu haben war purer Lebensgenuss fuer mich. Besonders diese Freiheit ist auch im deutschen Alltag ein seltenes Gut, was ich sicherlich vermissen werde!
Deshalb gibt es auf die Frage, ob ich mich nun nochmals so entscheiden wuerde und so einen Trip machen wuerde nur eine klaere Antwort: „Selbstverstaendlich!“. Zurueckblickend kann ich auch jeden der so etwas machen moechte nur sagen, dass das Schwerste an dem ganzen Trip ist, die Entscheidung fuer so einen Wunsch seiner Familie, Kollegen und Freunden zu erklaeren – der Trip geht dann von ganz alleine. Die Loesung ist einfach: „Man muss es einfach tuen und nicht warten!“

Ich moechte mich hier bei meiner Familie bedanken, die sich sicherlich das eine oder andere Mal etwas Sorgen um mich gemacht haben, dass sie trotz dem Kummer mich unterstuetzt haben. Auch all meinen Freunden moechte ich hier danken, dass sie mit mir ueber diese Zeit den Kontakt gehalten haben und wir von nun an wieder gemeinsam Dinge erleben koennen. Und schluessendlich moechte ich mich bei den vielen Bloglesern bedanken, die uns beiden gezeigt haben, dass wir mit unseren Berichten immer auf dem richtigen Weg waren.

Ich werde in den naechsten Wochen die ueber 6000 Bilder aussortieren und die Besten davon zusammenstellen. Gegen Bier waere ich auf fuer  Vorstellung zu buchen ;-).

Liebe Gruesse und bis bald

Christoph

PS: Dieser Bericht ist heute auf ausdruecklichen Wunsch von Oli C. erschienen – soviel zur Hektik.

Mit dem Tauchanzug in der Achterbahn

Februar 11th, 2008

Einer der Gruende warum Touristen nach Rangiroa kommen ist der Tiputa Pass, ein Extremtauchgang in vielerlei Hinsicht. Mir wurde diese Tauchplatz schon in Tahiti von vielen Leuten empfohlen und er hat meine (hohen) Erwartungen auch wirklich erfuellt. Der Tauchgang erfolgt an einem Kanal zwischen dem offenen Meer und der geschuetzten Lagune innerhalb Rangiroas.

tiputa pass

Durch die Gezeiten ensteht einmal am Tag „Hochwasser“ ausserhalb der Lagune und einmal am Tag innerhalb der Lagune. Dieser Wasserunterschied gibt dann die Tauchrichtung an, da es sich bei dem Tauchgang um einen Drift-Dive handelt. Er heisst so, weil man sich von der Stroemung unter Wasser treiben laesst.
Mit dem Boot geht es dann aus dem ruhigen Lagunenwasser auf das etwas rauhe, offenen Meer. Wegen des Wellengangs legt man das ganze Tauchzeug schon waehrend der Fahrt an und faellt dann in der Gruppe zeitgleich am Startpunkt vom Boot ins Wasser. Von dort geht es direkt, ohne Anhaltspunkt auf 49 Meter Maximaltiefe, um einen herum keine Orientierungsmoeglichkeiten, keine Korallen oder Grund in Sicht – nur tiefblau! Wow, das war dann schon alleine den Sprung ins Wasser wert und die Tiefe auch mein erstes Extrem.
Waehrend man beim Tauchen vor Tahiti schon des oefteren Haie sieht, bleibt dies dort trotzdem eine Besonderheit. Darum gibt man der Gruppe Bescheid wenn man einen sieht und zeigt wo er ist. Als wir nun in Rangiroa so in die Tiefe gehen, sah auch ich einen Hai und wollte dies anzeigen. Waehrend ich mich nach meinen ortserfahrenen Mittauchern umsah um diese zu informieren wurde mir klar, warum keiner von denen mir das Zeichen gab. Auf unserer Tauchtiefe und unter uns waren ueberall Haie und zwar extem viele. Auch dies ein cooles Erlebnis, da es hier nicht nur kleine Riffhaie gibt, sondern auch richtig grosse Exemplare. Von der Wasseroberflaeche kommt dann auch noch ein Delphin geschwommen und nimmt uns Taucher genauer unter die Lupe.
Unter Wasser geht es dann Richtung Muendung des Kanals. Dort angekommen spuert man sofort die Stroemung, die einen ergreift und gnadenlos mitreisst. Dagegen anzukommen waere extrem chancenlos! Durch die Stroemung bekommt man dann eine (fuer Tauchverhaeltnisse) extreme Geschwindigkeit unter Wasser. Man rast an der grossen Korallenwand auf ca. 25 -30 Meter Tiefe vorbei, als ob man in einem fahrenden Zug sitzt und aus dem Fenster schaut. Durch die starke Stroemung gibt nicht so viele schoene Korallen in diesem Gebiet, doch eine riesige Vielfalt an grossen Fischen.
Kurz nach der engsten Stelle des Kanals wird man dann in eine Schlucht (rote Punkte in der Karte) gespuelt und versucht sich auf der anderen Seite an den Felsen festzuhalten. Von dort hat man naemlich eine extrem atemberaubende Sicht. Von hier sieht man auf einen Vorsprung der Aufenthaltsort fuer die Haie ist, die Schutz vor der Stroemung suchen. Ich bin mir nicht sicher, wieviele Haie dort waren, doch ich glaube das ich mit ueber 50 Stueck nicht uebertreibe. Und es kommen immer welche dazu oder verlassen den Platz, die dabei an uns vorbeischwimmen. Da man nicht „so dicht“ an die Haie herantaucht, halten wir uns an Felsen in der Stroemung fest. Jetzt merkt man erst, wie stark die Stroemung wirklich ist. Ich halte mich mit beiden Haenden und voller Kraft fest, nach kurzer Zeit ermueden die Arme, die Taucherbrille wackelt als ob sie jeden Moment vom Kopf gerissen wird, die Schlaeuche des Tauchgeraets vibrieren so, dass sie einem fast den Lungenautomat aus dem Mund ziehen und schlussendlich rutschen meine Flossenbaender wegen der Stroemung von den Fersen.
Dann gibt der Tauchfuehrer das Signal und wir lassen los und treiben weiter in der Schlucht Richtung Lagune. Vorbei an grossen Mantarochen, extrem schoenen Leoparden-Rochen, Baracuda- und anderen Fischschwaermen, die zeitweise mit uns schwimmen, sich aber dann gegen die Stroemung wenden und davon schwimmen. Auf diesem Stueck des Tauchganges hat man fast keinerlei Kontrolle ueber die Schwimmrichtung, die Stroemung nimmt einen mit und man reguliert nur die Tiefe damit man nicht gegen die Felsen unter Wasser knallt (das gibt naemlich Schuerfwunden, wie ich feststellen durfte).
Wegen der Anstrengungen (und evtl. meiner Aufregung) ist mein Luftvorrat nun am Minimum angelangt – doch der Tauchfuehrer teilt seine Luft mit mir damit der Tauchgang noch nicht zu Ende ist.
Die Stroemung spuelt uns dann weiter in die Lagune und wir machen einen Dekompressionstop von ueber 20 Minuten. Am Ende tauche ich mit noch extrem wenig Luft (10 bar) in meiner Flasche aber extrem vielen eindrucksvollen Erinnerungen auf. Zur Kuer begleiten dann noch Delphine unser Boot auf dem Weg zurueck zur Tauchbasis und springen bis zu zwei Meter aus dem Wasser.

Zusammenfassend ist der Tauchgang imTiputa Pass einfach extrem, aber vor allem extrem geil – darum habe ich ihn am naechsten Tag gleich nochmal gemacht :-)!

Den Rest meiner Zeit auf Rangiroa (ca. 19,5 Std./Tag) habe ich dann in der stabilen Sonnenlage verbracht. Es handelt sich dabei um eine Lagerung die von Spezialisten bei Erholungsnotfaellen angeraten wird. Dabei wird das Opfer im 90 Grad Winkel zur Sonne gelegt um eine Einschraenkung der Sonnenbestrahlung zu verhindern. Der Kopf sollte weich gestuetzt sein und die Fuesse leicht ehoeht. Je nach Grad der Symptome kann die Inhalation von 100%iger Seeluft unterstuetzend wirken. Der Einsatz eines Ipods wirkt positiv beim Behandlungsprozess und bei gleichzeitiger Gabe von eiskalten Cocktails, sollte sich der Zustand des Opfers schnell verbessern. Das folgende Bild von mir in der stabilen Sonnenlage, soll die korrekte Durchfuehrung veranschlaulichen:

stabile sonnenlage

Na dann, liebe Gruesse aus Rangiroa

Christoph

PS: Ich habe ein paar Bilder von Rangiroa online gestellt, siehe Bildergallery

Ein gutes neues Jahr

Februar 7th, 2008

Nein dieser Eintrag ist nicht zu spaet, sondern eher der Kalender der Chinesen. Die feiern naemlich am siebten Februar ihr Neues Jahr, in diesem Fall fast zeitgleich mit dem Fashing in Deutschland. Da hier auf Tahiti viele Chinesen leben (das ist die Bevoelkerungsgruppe, die den Handel in Tahiti unterhaelt) und meine Gastfamilie auch chinesische Wurzeln hat, wurde gestern Neujahr gefeiert. Allerdings war das ganze nicht so amuesant wie man sich als Europaer Silvester vorstellt. Wir waren in dem einzigen chinesischen Tempel in Papeete und um Mitternacht hat dann der Tempelchef ein Feuerwerk veranstaltet. Dieses Feuerwerk bestand aber aus ca. 10 Knallfroeschen und 15 Raeucherstaebchen. Alles also nicht soooo gewaltig. Man sollte aber auch nicht vergessen, dass die Chinesen insgesamt 15 Tage lang Silvester feiern und das Ende anscheinend dann auch etwas frivoler* ist.

Meine Zeit hier neigt sich nun auch langsam dem Ende zu. Heute ist mein letzter Unterrichtstag und am Freitag werde ich dann einen Erholungstrip nach Rangiroa machen. Man muss sich ja schliesslich von den Strapazen der ganzen letzten Wochen hier erholen :-). Rangiroa ist ein grosses Atoll mit einem der besten Tauchplaetze in Franzoesisch Polynesien und ausserdem auch an Land sehr schoen, wie die folgende Luftaufnahme zeigen soll.

rangiroa_scanned_highres_sts080_sts080-750-76.jpg

Ich habe nochmals ein paar Bilder von Tauchgaengen vor Tahiti online gestellt, wer noch nicht von den ersten Bildern beeindruckt war, sollte nochmals in der Bildergallery nachsehen.

Bis bald und liebe Gruesse

Christoph

*Mit Frivolität bezeichnet man eine mit sexueller Anspielung versehene Zweideutigkeit meist schlüpfrigen Charakters – toll was?