Archive for November, 2007

Der Endspurt zu zweit

Dienstag, November 13th, 2007

Die letzten Wochen gemeinsam in China und ohne Fahrraeder haben wir beide ein hartes Touristenprogramm absolviert. Normalerweise kennt man soetwas nur von japanischen Touristen, die in zwei Wochen komplett Europa bereisen, doch Deutsche koennen dies durchaus auch machen. So haben wir in insgesamt vier Wochen den Weg von Kashgar nach Shanghai hinter uns gebracht, was immerhin Luftlinie eine Distanz von ueber 4000 Kilometer bedeutet. Auf der Route lagen die touristisch interessanten Staedte Kashgar, Turfan, Urumqui, Dunhuang, Xi’an, Beijing, Tai’an, Qingdao und schliesslich Shanghai. Die Wege zwischen den Staedten haben wir mit Zuegen oder Bussen hinter uns gebracht, wobei wir alle moeglichen Variationen ausprobiert haben. Die billigste Art der Fortbewegung ist der Hardseat im Zug, was einer eng bestuhlten zweiten Klasse der Deutschen Bahn am naehesten kommt. Die Fahrtzeit war 26 Stunden am Stueck und die Bahn war durchaus puenktlich, beide Faktoren waeren in Deutschland undenkbar! Die Muellentsorgung ist hier schon etwas umweltfreundlicher als in Kasachstan, wo alles aus dem Fenster geworfen wird. Hier entledigt man sich seiner Sachen, in dem man sie direkt unter sich fallen laesst – so sieht dann auch der Fussboden aus. 

fussboden zug

Eine Klasse ueber dem Hardseat ist der Hardsleeper, eine Zugkabine die vom Luxus her dem der Zentralasiatischen Bahnen aehnelt (sie Blogeintrag “Eine Zugfahrt die ist lustig”). Der absolute Luxus ist dann ein Softsleeper – die teuerste aber auch bequemste Art lange Distanzen hinter sich zu bringen. Ueblicherweise gibt es in so einem Abteil vier sehr bequeme Betten, wir hatten einmal sogar das Glueck ueber Nacht in einer Zweibettkabine schlafen zu koennen. Bei den Bussen wiederrum gibt es eigentlich nur die Sitz- oder Schlafvariante, die beide mit dem Platz und der Bequemlichkeit der Zuege nicht mithalten kann.
Alle touristischen Plaetze und Gebaeude sind hier in China fuer grosse Menschenmassen ausgelegt und man wird manchmal richtig effizient hindurchgeschleusst. Tourguides laufen mit Megaphonen umher und versuchen sich gegenseitig an Lautstaerke zu uebertrumpfen – durch die Ueberlagerung dieser Stimmen versteht man natuerlich gar niemanden. Jede nur so kleine Neugierde in ein Tempel oder einfach nur auf eine Sandduene ist mit Eintrittsgelder belegt. Dies ist ein grosser Unterschied zu den Zentralasiatischen Laendern, wo man oftmals umsonst interessante Plaetze ansehen kann. Die Eintrittspreise sind dann teilweise auch recht hoch, z.B. Magao Caves 18,- Euro, Sandduenen in Dunhuang 12,- Euro, Terakotta Armee 8,- Euro usw.. Mir ist nicht ganz klar, wie sich das chinesische Arbeitervolk soetwas je leisten kann, aber vielleicht will man mit solchen Preise auch die Masse fernhalten?
Interessant bei unserer schnellen Reise von West nach Ost ist auch die Veraenderung der Leute, der Landschaft und der Sitten. Das Hinterland in China ist meiner Meinung noch etwas exotischer und laendlicher (wie auch im Sueden von Deutschland :-)). Waehrend in der Provinz Xijiang noch z.B. fleissig gespuckt, geschmatzt und geruelpst werden darf, sind weiter im Osten schon Schilder aufgestellt, dass Spucken nicht erlaubt ist (was aber nicht heissen soll, das dieses Verhalten nicht praesent ist).  

dont spit

Der Vollstaendigkeit halber moechte ich hier feststellen, dass das spucken hier keine reine Maennerdomaene ist. Auch die zierlichen chinesischen Frauen geben hier lautstark Geraeusche von sich bevor sie teile Ihres Inneren einem vor die Fuesse spucken.  Zur weiteren Zivilisierung der Chinesen steht in den tourischtichen Atrraktionen in Chinglisch, dass man ein netter Tourist sein soll.
Kulinarisch hat jede Region seine eigenen Spezialitaeten, obwohl unser gechriebener Reisefuehrer und auch die Einheimischen sind manchmal nicht sicher sind, welche Speise nun wirklich typisch fuer welche Region ist. Untypisch fuer Peking (aber nicht fuer China) war dann der folgendene Hotdog. 

hot do

Zu unserem vollen entsetzen muessen wir aber beide zugeben, dass Hund gar nicht schlecht schmeckt.
Vor Shanghai haben wir dann noch einen Zwischenstopp in Tai’an gemacht und sind auf den Tai Shan Berg gelaufen. Die komplette Besteigung dieses taoistischen Berges beinhaltet 6600 Treppen, wovon wir allerdings aus zeitgruenden ein paar ausgelassen haben und die Seilbahn genommen haben.

Von dort ging es nach Qingdao, einer Kuestenstadt ca. 500 km noerdlich von Shanghai. Kaiser Wilhelm II anektierte diese Stadt 1898 und 2000 Deutsche wurden dort stationiert. Na und was macht eine deutsche Truppe als erstes wenn sie sich niederlaesst? Genau sie gruendet eine Brauerei. Diese gibt es immer noch und zaehlt heute zu den besten Brauerein in der VR China. Ja wir Deutschen koennen wenn wir wollen. Der deutsche Einfluss ist aber auch in der Architektur der Haeuser zu erkennen, so stehen an der Seepromenade viele alte Haendlerhaeuser im deutschen Stil. Und damit wir uns richtig daheim fuehlen durften, sahen wir noch im Fernseher eine alte Bekannte aus dem europaeischen Nachbarland.

 sissi
Am 5. November sind wir dann an der letzten Etappe auf unser gemeinsamen Reise, in Shanghai angekommen. In der Bildergallery sind ein paar neue Bilder online gestellt. Viel Spass dabei!