Mit dem Tauchanzug in der Achterbahn

Einer der Gruende warum Touristen nach Rangiroa kommen ist der Tiputa Pass, ein Extremtauchgang in vielerlei Hinsicht. Mir wurde diese Tauchplatz schon in Tahiti von vielen Leuten empfohlen und er hat meine (hohen) Erwartungen auch wirklich erfuellt. Der Tauchgang erfolgt an einem Kanal zwischen dem offenen Meer und der geschuetzten Lagune innerhalb Rangiroas.

tiputa pass

Durch die Gezeiten ensteht einmal am Tag „Hochwasser“ ausserhalb der Lagune und einmal am Tag innerhalb der Lagune. Dieser Wasserunterschied gibt dann die Tauchrichtung an, da es sich bei dem Tauchgang um einen Drift-Dive handelt. Er heisst so, weil man sich von der Stroemung unter Wasser treiben laesst.
Mit dem Boot geht es dann aus dem ruhigen Lagunenwasser auf das etwas rauhe, offenen Meer. Wegen des Wellengangs legt man das ganze Tauchzeug schon waehrend der Fahrt an und faellt dann in der Gruppe zeitgleich am Startpunkt vom Boot ins Wasser. Von dort geht es direkt, ohne Anhaltspunkt auf 49 Meter Maximaltiefe, um einen herum keine Orientierungsmoeglichkeiten, keine Korallen oder Grund in Sicht – nur tiefblau! Wow, das war dann schon alleine den Sprung ins Wasser wert und die Tiefe auch mein erstes Extrem.
Waehrend man beim Tauchen vor Tahiti schon des oefteren Haie sieht, bleibt dies dort trotzdem eine Besonderheit. Darum gibt man der Gruppe Bescheid wenn man einen sieht und zeigt wo er ist. Als wir nun in Rangiroa so in die Tiefe gehen, sah auch ich einen Hai und wollte dies anzeigen. Waehrend ich mich nach meinen ortserfahrenen Mittauchern umsah um diese zu informieren wurde mir klar, warum keiner von denen mir das Zeichen gab. Auf unserer Tauchtiefe und unter uns waren ueberall Haie und zwar extem viele. Auch dies ein cooles Erlebnis, da es hier nicht nur kleine Riffhaie gibt, sondern auch richtig grosse Exemplare. Von der Wasseroberflaeche kommt dann auch noch ein Delphin geschwommen und nimmt uns Taucher genauer unter die Lupe.
Unter Wasser geht es dann Richtung Muendung des Kanals. Dort angekommen spuert man sofort die Stroemung, die einen ergreift und gnadenlos mitreisst. Dagegen anzukommen waere extrem chancenlos! Durch die Stroemung bekommt man dann eine (fuer Tauchverhaeltnisse) extreme Geschwindigkeit unter Wasser. Man rast an der grossen Korallenwand auf ca. 25 -30 Meter Tiefe vorbei, als ob man in einem fahrenden Zug sitzt und aus dem Fenster schaut. Durch die starke Stroemung gibt nicht so viele schoene Korallen in diesem Gebiet, doch eine riesige Vielfalt an grossen Fischen.
Kurz nach der engsten Stelle des Kanals wird man dann in eine Schlucht (rote Punkte in der Karte) gespuelt und versucht sich auf der anderen Seite an den Felsen festzuhalten. Von dort hat man naemlich eine extrem atemberaubende Sicht. Von hier sieht man auf einen Vorsprung der Aufenthaltsort fuer die Haie ist, die Schutz vor der Stroemung suchen. Ich bin mir nicht sicher, wieviele Haie dort waren, doch ich glaube das ich mit ueber 50 Stueck nicht uebertreibe. Und es kommen immer welche dazu oder verlassen den Platz, die dabei an uns vorbeischwimmen. Da man nicht „so dicht“ an die Haie herantaucht, halten wir uns an Felsen in der Stroemung fest. Jetzt merkt man erst, wie stark die Stroemung wirklich ist. Ich halte mich mit beiden Haenden und voller Kraft fest, nach kurzer Zeit ermueden die Arme, die Taucherbrille wackelt als ob sie jeden Moment vom Kopf gerissen wird, die Schlaeuche des Tauchgeraets vibrieren so, dass sie einem fast den Lungenautomat aus dem Mund ziehen und schlussendlich rutschen meine Flossenbaender wegen der Stroemung von den Fersen.
Dann gibt der Tauchfuehrer das Signal und wir lassen los und treiben weiter in der Schlucht Richtung Lagune. Vorbei an grossen Mantarochen, extrem schoenen Leoparden-Rochen, Baracuda- und anderen Fischschwaermen, die zeitweise mit uns schwimmen, sich aber dann gegen die Stroemung wenden und davon schwimmen. Auf diesem Stueck des Tauchganges hat man fast keinerlei Kontrolle ueber die Schwimmrichtung, die Stroemung nimmt einen mit und man reguliert nur die Tiefe damit man nicht gegen die Felsen unter Wasser knallt (das gibt naemlich Schuerfwunden, wie ich feststellen durfte).
Wegen der Anstrengungen (und evtl. meiner Aufregung) ist mein Luftvorrat nun am Minimum angelangt – doch der Tauchfuehrer teilt seine Luft mit mir damit der Tauchgang noch nicht zu Ende ist.
Die Stroemung spuelt uns dann weiter in die Lagune und wir machen einen Dekompressionstop von ueber 20 Minuten. Am Ende tauche ich mit noch extrem wenig Luft (10 bar) in meiner Flasche aber extrem vielen eindrucksvollen Erinnerungen auf. Zur Kuer begleiten dann noch Delphine unser Boot auf dem Weg zurueck zur Tauchbasis und springen bis zu zwei Meter aus dem Wasser.

Zusammenfassend ist der Tauchgang imTiputa Pass einfach extrem, aber vor allem extrem geil – darum habe ich ihn am naechsten Tag gleich nochmal gemacht :-)!

Den Rest meiner Zeit auf Rangiroa (ca. 19,5 Std./Tag) habe ich dann in der stabilen Sonnenlage verbracht. Es handelt sich dabei um eine Lagerung die von Spezialisten bei Erholungsnotfaellen angeraten wird. Dabei wird das Opfer im 90 Grad Winkel zur Sonne gelegt um eine Einschraenkung der Sonnenbestrahlung zu verhindern. Der Kopf sollte weich gestuetzt sein und die Fuesse leicht ehoeht. Je nach Grad der Symptome kann die Inhalation von 100%iger Seeluft unterstuetzend wirken. Der Einsatz eines Ipods wirkt positiv beim Behandlungsprozess und bei gleichzeitiger Gabe von eiskalten Cocktails, sollte sich der Zustand des Opfers schnell verbessern. Das folgende Bild von mir in der stabilen Sonnenlage, soll die korrekte Durchfuehrung veranschlaulichen:

stabile sonnenlage

Na dann, liebe Gruesse aus Rangiroa

Christoph

PS: Ich habe ein paar Bilder von Rangiroa online gestellt, siehe Bildergallery

Comments are closed.