In Almaty

In diesem Text versuche ich nun Wort und Bild zu verknuepfen und habe deshalb direkt im Text Links zu dem entsprechenden Bild oder Beitrag gesetzt. Wenn man auf (Bild) klickt erscheint das dazugehoerige Bild.

Wir sind nun nach der erlebnisreichen Zugfahrt in Almaty in Kasachsatan angekommen. Vielleicht kurz ein paar Infos zum Land, da ja vielleicht nicht soooo bekannt: Kasachstan ist das groesste Land in Zentralasien und das neunt groesste Land der Welt. Der Bereich Zentralasien umfasst alle „tan“ Laender, naemlich Afghanistan, Usbekistan, Tatschikistan, Turkmenistan, Kasachstan und Kirgistan.

Nun aber wieder zurueck zu Almaty, diese Stadt mit ca. 1,5 Mio. Einwohner war bis Dezember 1997 die Haupstadt von Kasachstan, bis entschieden worden ist, dass Astana im Herzen der endlosen kasachischen Steppe doch der „bessere“ Standort waere. Trotzdem bleibt Almaty so ein bischen die heimliche Hauptstadt, mit noch fast allen Auslandsvertretungen und bildet ausserdem das kommerzielle Herz des reichsten Landes in Zentralasien. Dies wird besonders beim Einkaufen im Supermarkt klar, wo man Kuehne Spreewaldgurken, jegliche deutsche Saefte, Butter und sogar Marmelade von der Discountermarke von Edeka erhaelt. Oftmals sind die Verpackungen gaenzlich in Deutsch gehalten und nur auf der Rueckseite ist ein kleiner Aufkleber in gyrillisch mit der Anschrift des Importeurs. Aufgefallen sind uns hier aber auch gute Kopien von Produkten (Bild) und Marken (Bild). Der krasse Gegensatz zu dem Supermarkt ist der Zelyony Bazaar in der Innenstadt von Almaty, wo hunderte Haendler mit manchmal identischem Angebot auf kleinstem Raum um die Gunst der Kunden werben.

Fuer unsere weitere Reise fehlen uns noch die Visa fuer Kirgistan und China und daher muessen wir sowieso eine laengere Organisationspause einlegen. Gluecklicherweise hat Almaty neben den Botschaften auch noch Weiteres zu bieten. Die gute Lage direkt an der Tianshan Bergkette mit mehreren Gipfeln ueber der 4000er Marke bietet viele Moeglichkeiten die Wartezeiten sinnvoll zu nutzen.

Zeitlich im Vordergrund stand aber nach der Ankunft hier die uebliche Registrierung, wie wir sie ja schon von Russland kannten. Die Registrierung war diesmal ganz einfach, da das Visumunternehmen in Deutschland, ueber das wir dieses Visa geordert hatten, diese Registrierung schon uebernommen hatte (dies wussten wir natuerlich nicht). Zum Glueck wie sich noch spaeter rausstellen wird.

Die anderen Dinge wie Visa und Unterkunft erledigten sich hier in Almaty auch ganz einfach Dank Anna. Die 25 jaehrige Russin (Bild) die in Almaty lebt haben wir ueber den Hospitalityclub (ein Forum im Internet) kennengelernt. Sie spricht perfekt Englisch und hat sich bei den oben genannten Dingen wie auch bei der Gestaltung des Wochenendprogramms, Einfuehrung in kasachische Sitten und dem Sightseeing Programm riesig engagiert. Danke Anna!
So lernten wir beide eine kasachische Sitte beim Wodka trinken kennen, die ich wie folgt beschreiben moechte:
Anna goss eine Runde dieses wohlbekannten Getraenkes aus, als die Flasche beim Fuellen meines Glases zur Neige ging. Dies bedeutet nun als erstes, dass ich einmal eine schoene Frau bekommen werde (soweit ein guter Brauch!) Weiterhin musste ich aus diesem Grunde die leere Flasche in die linke Hand nehmen und ueber die linke Schulter werfen (was motorisch nach mehreren Runden nicht mehr so einfach ist). Wenn die Flasche dann auf dem Boden zerbricht, darf der Werfer sich etwas wuenschen. Ich habe mich diesem Brauch gefuegt und nur angemerkt, dass dies wohl das kasachische Recycling darstellt. Es versteht sich ja von selbst, dass ich am naechsten Morgen die Glasscherben zusammengekehrt und fachmaennisch entsorgt haette, wenn ich den Ort des Geschehens wiedergefunden haette.
Da Almaty ein boomende Stadt ist und ueberall gebaut und investiert wird, ist wie schon in den vorherigen Laendern die Anzahl der Hotelbetten begrenzt und die Preise dementsprechend hoch. Doch mit Hilfe von Anna konnten wir ein Apartment fuer 23 Euro pro Nacht bekommen. So ein Apartment ist wie schon von Moldavien bekannt, eine leerstehende Wohnung (Bild) die meist mit altersschwachen Moebeln moebeliert ist und in einem grossen Wohnblock liegt. In einer solchen Wohnsiedlung faellt man natuerlich als deutscher Radtourist auf und kurz nach dem Bezug der Wohnung hatten wir schon Besuch von einem Polizisten mit seinem Kumpel. Die wollten natuerlich als erstes ihr Taschengeld aufbessern und fragten nach unserer Registrierung. Da aber bei uns in diesem Falle alles i.O. war und wir die beiden erst gar nicht eintreten liesen sondern alles durchs Fenster abhandelten gaben sie uns zum Schluss nur noch gute Ratschlaege wie z.B. die Haustuere zu verschliessen und gingen von dannen.

Die Wochenend Nachmittage haben wir dann wie es sich fuer eine staedtische Familie gehoert in einem der vielen Parks verbracht. Wegen des naechtlichen Vorabendprogramms (Bild) haben wir allerdings auf die Fahrt mit Achterbahn und Co. im grossen Gorky Park verzichtet.
Am Samstag Nachmittag sind wir dann mit Anna und zwei Niederlaenderinnen zum Schiegebiet Chimbulak (Bild) oberhalb der Stadt gefahren. Auf dem Weg dort hin, haben wir viele geschmueckten Strech Limusienen (Bild) gesehen, die von fuenf bis sechs weisen Mercedes Limousinen (300er bzw. 500er Klasse) verfolgt wurden. Anna teilte uns mit, dass dies hier absoluter Standard fuer eine Hochzeit sei (natuerlich wer sich’s leisten kann) und das Brautpaar in der Strech Limo sitzt und die Gaeste in der Mercedes Eskorte folgen. Die Anzahl solcher Gespanne des heutigen Tages wuerde ich auf ueber 40 schaetzen und gestern am Freitag sind uns diese Eskorten auch schon gehaeuft aufgefallen. Ich frage mich nur, wo sie in Almaty diese grosse Anzahl von Maennern auftreiben und habe nun aber die Antwort fuer die hohen Gebrauchtwagenpreise in Deutschland gefunden.

Im Stadtverkehr von Almaty wundert man sich sowieso ueber die Dichte an teuren Autos. Kolja’s erste Anmerkung auf dem Weg vom Bahnhof zur Unterkunft: „Wenn ich mich hier niederlassen muesste, wuerde ich Mercedes Benz Haendler werden“, soll dies verdeutlichen. Aber keinenfalls alte Gebrauchtwagen aus dem Westen, eher viele der neusten SUV Modelle aus Deutschland und alle grossen Gelaendewagen aus Fernost.
Das fremdartigste aber hier ist der Verkehr selbst. Einerseits werden die Rot Gruen Phasen der Ampelkreuzungen so optimiert, das die wartende Autoschlange schon beim Umschalten des Gegenverkehrs von Gruen auf Gelb losfaehrt (die Ampeln sind hier hinter der kreuzenden Strasse platziert, daher sieht man dies) um dann bis zur naechsten Ampel die 800 Meter weiter steht die maximale Geschwindigkeit auf die das Fahrzeug beschleunigen kann zu erreichen um dann wiederum hupend und mit quitschenden Reifen zum Stehen zu kommen. Die Hupe wird uebrigens mindestens so oft wie die Kupplung benutzt, was den Laermpegel auf und um die Strassen drastisch erhoeht. Zusammenfassend kann man sagen, das der Stadtverkehr hier ziemlich stressig ist, besonders wenn man diesen „Strassenkampf“ mit einem Fahrrad antritt.
Eine doch ganz witzige Erscheinung ist die Kennzeichnung einer gewissen Fahrergruppe am Auto selbst. Ein rotes Dreieck mit einem Damenschuh darauf (Bild), soll die anderen Verkehrsteilnehmer offensichtlich vor etwas warnen, vor was bloss?

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