Ueber den Torugart Pass

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Nach der nun laengeren Wartezeit haben wir uns schliesslich auf den Weg nach China gemacht. Von Naryn wollen wir mit dem Bike ueber den Torugart Pass nach Kashgar, ein Abschnitt der Seidenstrasse. Da ein grosser Teil der ueber 200 km von Kirgistan zum Pass ueber 3000 m. NN liegt haben wir die eine oder andere Vorkehrung getroffen. Zu all unserem Equipment, haben wir noch zwei dicke Jacken und zwei dicke Decken auf dem Markt in Naryn eingekauft, da die Naechte nun langsam auch hier kalt werden, besonders in den Bergen.

Die ersten zwei Etappentage fuehrten uns nach At Bashi und Tash Rabat, im letzteren Ort konnten wir noch eine alte Karavanserei besichtigen. Die Fahrt ueber den Torugart Pass war biketechnisch eher leicht, keine extreme Steigungen und die erste Haelfte sogar gute Teerstrasse. Dies und die Aussicht von der Strasse auf die Tian Shan Bergette, die zu dieser Jahrezeit schon schneebedeckte Spitzen hat, machen diesen Fahrt zu einem tollen Fahrradtrip. Ausser uns wird dieser Pass hauptsaechlich von chinesischen LKW’s benutzt um die kuerzeste Strecke zwischen der Hauptstadt von Kirgistan und dem Westen von China zu nutzen.
Das Wetter an den ersten zwei Tagen war ebenfalls hervoragend und wir kamen schneller vorran als geplant. Am dritten Tag, beim Verlassen von Tash Rabat war der Himmel allerdings bedeckt und beim Ueberqueren des 3200 m. NN hohen Passes kamen die ersten Schneeflocken vom Himmel. Die Fahrt wurde dann schliesslich durch einen Schneesturm beendet und wir fanden in einer alten Baracke unterschlupf, in der wir wenigstens windgeschuetzt unser Zelt aufbauen konnten. Ueber die extra Decken, die wir vorher gekauft hatten waren wir in dieser Nacht mehr als nur froh! Erst am naechsten Morgen, bei herrlichem Sonnenschein und schneebedeckter Landschaft sahen wir, dass unser eigentliches Etappenziel, die aeussere Grenzstation nur ca. 300 Meter von unserem Nachtlager entfernt war – im Schneetreiben am Abend davor konnte wir die mehrstoeckigen Gebaeude und Grenzbefestigung nicht sehen.
Wegen des unvorhersehbaren Wetters entschlossen wir uns die letzten zwei Tagesetappen nicht mit dem Bike zu fahren, sondern fuhren die Etappe mit einem chinesischen LKW mit. Dadurch waren wir einen Tag frueher als geplant an der kirgisischen Grenze in der Naehe des Chartyr Kul Sees. Da man auf der chinesischen Seite der Grenze nicht mit dem Fahrrad fahren darf, mussten wir auf den Transport, den wir fuer den 9. Oktober bestellt hatten warten.
Die einzige Moeglichkeit an der Grenze auf ca. 3600 m. NN unterzukommen sind alte Wagons, die baufaellig dort geparkt sind. Auf engstem Raum verbrachten wir dann die zwei Tage und Naechte mit dem Hausherr und verschiedenen Gaesten. Trotz der wenigen Worte in russisch langte unser Sprachschatz dafuer mit dem Hausherr am ersten Abend festzustellen, dass Kolja und er am gleichen Tag Geburtstag haben und darauf eine Flasche Vodka zu leeren. So ein ca. 7 Meter langer und drei Meter breiter Wagon ist zwei geteilt, der eine Teil ist der Schlafraum und Backraum in dem wir teilweise zu viert schiefen und die andere Haelfte, die als Gaststaette dient. Der ganze Wagon wurde durch Herdplatten und den Backofen geheizt. All diese Geraete waren 24 Stunden eingeschaltet, egal ob etwas im Backofen oder auf den Platten war … warm gemacht haben sie. In der Gaststaette wurden taeglich sequntiell bis zu 30 chinesische Fernfahrer mit Suppe oder Lagman abgefertigt. Wir fuehlten uns besonders in diesem Raum sehr heimisch, da an der Wand ein chinesische Poster von einer idyllischen Landschaft aus Deutschland hing (wir erkannten das Land an dem deutschen Bushalteschild neben der Kirche).  Bei „Gespraechen“ mit den chinesischen Fahrern wurde uns sofort klar, dass das bischen russisch, was wir bis dato gelernt haben von nun an nicht mehr anwendungsfaehig ist. Da die Grenze wie schon geschrieben fuer ueber 10 Tage geschlossen war, reihten sich am Montag morgen die Lastwagen in eine mind. drei Kilometer lange Schlange vor der Grenzstation.

Die eigentliche Ueberquerung des Passes am Dienstag war dann ein Highlight. Bei frischen Neuschnee und Sonne pur durften wir, nach dem wir die Grenzformalitaeten erledigt hatten und dem Zollbeamten je fuenf Dollar Schmiergeld bezahlt hatten, die letzten sieben Kilometer zum Grenzstreifen fahren. Die Aussicht vom 3750 m. hohen Pass nach China war phaenomenal.
Dort oben warteten dann nicht nur wir, sondern auch andere Leute auf ihren Transport nach China. Das Warten wurde dann durch ein paar chinesische Geschaeftsleute und deren Tost auf internationale Freundschaft mit mehrern Vodkas verkuerzt.

Die Fahrt nach vom Pass nach Kashgar war in einem Toyota 4 WD Jeep durch eine wunderbare Landschaft. Auch das Klima veraenderte sich dann mit jedem Kilometer Richtung China, von Minusgraden auf dem Pass auf angenehme T-Shirt Temperaturen in Kashgar.
An der eigentlichen chinesichenGrenzstation 70 km hinter dem Pass wurden wir dann das erste Mal von China ueberrascht. In dem hochmodernen Gebaeude wurden wir sehr freundlich empfangen und nach dem Visacheck mit „Welcome in China“ begruesst.
Was wir dann sahen war ganz anders als alles was wir in Zentral Asien sahen, ganz anders als wir uns es vorgestellt hatten und absolut faszinierend. Das autonome Gebiet Xijiang mit urigurischem Ursprung ist orientalischer und moderner als die laendliche Gegenden in den zentral asiatischen Laendern. Unser Zielort Kashgar uebertraf dann alle Erwartungen. Die Stadt ist ein Mix aus Geschichte und Gegenwart. Die Strassen sind voll mit Menschen, die Stadt ist voll mit modernen grossen Haeusern und Geschaeften. 

Das auffallenste ist aber die imense Anzahl von Menschen in der Provinzstadt im tiefen Westen von China. Wir hatten den Eindruck seit dem Beginn unsere Reise nicht so viel Leute auf einmal gesehen zu haben. 

So welcome to China!

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