In den Bergen um Almaty

Da wir nun schon eine Woche in Almaty waren und noch weitere Tage auf das Visum fuer Kirgistan und China warten muessen, haben wir uns entschieden der Stadt den Ruecken zu kehren und in die Berge suedlich von Almaty zu fahren. Unser initialer Plan war es, etwas Kondition fuer die kommenden Hoehen in Kirgistan aufzubauen daher nahmen wir fuer den mehrtaegigen Ausflug unser ganzes Gepaeck und Proviant mit (Summe Fahrrad und Gepaeck ca. 60 kg).
Von der City in Almaty (ca. 700 m. NN) ging es auf der Teerstrasse bis Kokshoky oberhalb der Stadt, wo wir unsere Wasservorraete fuellten (Bild) und dann auf einem breiten Weg weiter bis zum Wasserkraftwerk GES 2. Von dort wurde die Strasse immer schlechter und steiler was schieben der Bikes (Bild) zur Folge hatte. Ziemlich erschoepft schlugen wir unser Nachtquartier auf 2300 m.NN auf und wurden mit einer traumhaften Kulisse bei Sonnenuntergang belohnt (Bild). Am naechsten Tag kamen wir gegen Mittag am Bolshoe Almatinskoe See auf 2500 m. NN an (Bild). Dieser See ist von November bis Juni zugefroren und zeigt nur in den uebrigen Monaten seine helle tuerkisene Farbe (Bild). Wir verbrachten die Mittagsstunden am See (Bild) bevor es den steilen Pfad in Richtung Observatorium hinaufging (Bild). Das Observatorium ist ein nicht eingezaeunter Komplex (Bild) auf 2800 m. NN und waere ausserdem die ideale Kulisse fuer einen James Bond Film. Bei der Einfahrt begruessen einen ein paar alte Autowracks vor einer Felsmauer. Dahinter erstreckt sich eine riesige Satelittenschuessel (Bild) und weiter hinten mehrere verrostete Kupeln (Bild), wie man sie in einem Observatorium erwartet.
Hinter dem Gelaende sassen, geschuetzt von einem Steinhaufen zwei Soldaten, die kasachische Grenzpatruillie. Sie checkten kurz unsere Dokumente und als wir die getrockneten Bananen, die wir dabei hatten mit Ihnen teilten, fanden wir heraus, dass einer dieser beiden Maenner die uebrigens nicht aelter wie wir waren, sogar ein wenig deutsch konnte. Die Jungs teilten uns mit, das wir nun noch 3,5 km weiter nach Kosmostansia (3300 m. NN) fahren koennen aber der Weg danach mit den Bikes nicht mehr befahrbar sei. Das ist doch eine Herausforderung, oder? 
Wir verabschiedeten uns und schlugen kurz darauf unser Quartier mit herrlichem Blick auf den See auf (Bild). Am naechsten morgen ging es die letzten 400 Hoehenmeter auf steiler Piste (Bild) bis zur Wetterstation Kosmostansia (Bild). Ueberall um das Gelaende sind kleine Wetterstationen aufgebaut, deren Daten zentral gesammelt werden (Bild). Ein Professor (Bild) (so zerstraeut wie man es sich vorstellt) erklaert uns, das hier Gewitter untersucht werden und das die Station ein Aussenstelle der Universitaet in Moskau ist. Daneben will er uns kurz das politische Geschehen in Kasachstan und die Verdienste der Universtaet in Moskau Nahe bringen. Wir fluechteten von hier und fuhren die bis dato schoenste Downhillstrecke (Bild) ins Prokhodnaya Tal. Man merkte aber schon, das unsere Bikes mit Gepaeck nicht so einfach auf den schmalen Pfaden zu manivrieren waren (Bild).
Am Abend schlugen wir unser Zelt direkt neben dem Fluss auf (Bild) und Kolja richtete unser Abendessen (Bild). So idyllisch diese Schlafstelle auch aussieht, wir konnten nur mit Ohrstoepsel schlafen, da wir ansonsten durch das Rauschen des Flusses die ganze Nacht auf’s Klo muessten.

Am Abend beschlossen wir, morgen zu Fuss bis zum Almaty Pass zu laufen, da der Weg mit den Bikes sehr anstrengend werden wuerde.
Auf den ca. acht Kilometer und 700 Hoehenmeter vom Zelt bis zum Pass sahen wir viele Murmeltiere, die sich aber bei unserem Anblick immer in Ihre Loecher zurueckzogen. Ausserdem war der Weg mit Edelweis (Bild) und seltsam geformten Disteln (Bild) geschmueckt. Der Pass auf 3600 m. NN stellt die Grenze (Bild) zwischen Kasachstan und Kirgistan dar. Hier gab es keine bewachten Grenzposten und so konnten wir unsere Mittagspause ohne Visum und Einreise in Kirgistan verbringen. Von hier hatten wir einen herrlichen Blick auf das was uns in ein bis zwei Wochen dort erwarten wird.

In dieser Nacht hatten wir unerwartet den ersten Schnee und wir und unser Zelt somit den ersten Frost zu durchstehen (Bild).
Eine sehr anstrengendes Vorhaben war dann am naechsten Tag der Weg von unserem Zeltplatz zurueck nach Almaty. Da es keine guten Wanderkarten von dieser Gegend gibt, haben wir unsere Routen auf russischen Generalsstabskarten herausgesucht (Bild). Der komplette Abstieg von 11 Stunden gestaltete sich wie ein Computerspiel mit mehreren Schwierigkeitsstufen:

Level 1: Der Anfang des Abstiegs war sehr schoen durch Wiesen mit moderatem Gefaelle. Ab und zu mal ein Stein unter dem hohen Grass.
Level 2: Der Weg wurde schmaler und links davon ging es steil bergab in Richtung Fluss. Die Strecke war aber noch befahrbar, doch bei einem Ausrutscher nach links waere es Game Over!
Level 3: Der Pfad wurde immer steiler, grosse Felsbrocken zwingen die Fahrer zum Tragen der Bikes. Bei einer unuebersichtlichen Stelle schlaegt der Zahnkranz von Christophs Bike auf einem Felsbrocken auf, ein Zahn wird abgeschlagen.
Level 4: Mehrere Tragepassagen durch Seitenfluessen, gefuellt mit Wasser oder ausgetrocknet. Teilweise ist der Pfad abgerutscht und wir muessen das Gepaeck von den Bikes trennen und alles einzeln ueber die Stellen tragen.
Level 5: Graspassage mit Brennnesseln und Disteln (natuerlich zusaetzlich zu den bisher genannten Charakteristiken)
Level 6: Der Pfad wird sehr steil und fast treppenaehnlich. Dann verbreitert sich der Pfad zu einem kleinen gut zu befahrenen Weg (Yipii). Dieser Weg geht ca. 50 Meter um eine Kurve und wird dann wieder zu einem steilen nichtfahrbaren Pfad (dies war ein mentaler Test)
Level 7: In Alma Arasan angekommen standen wir dann vor einem 2 Meter hohen Zaun, der nicht zu ueberwinden war. Das Verhandeln mit den dortigen Security war nicht von Erfolg gekroent und wir mussten mit den Bikes die bisher steilste Passage in das Flusstal hinunter. Die Bikes mussten an einem Seil heruntergelassen werden.
Level 8: Schliesslich die Fahrraeder und das Gepaeck an einem Seil ueber den Fluss transportieren.

Diesen Tag beendeten wir absolut gluecklich im American Bar und Grill Restaurant. Die Nacht verbrachten wir in einem etwas renovierungsbeduerftigen Gostiniza, das ueblicher Weise nur stundenweise vermietet wird.

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