Was fuer uns inzwischen selbstverstaendlich ist…

Ein paar Fragen, die wir immer wieder gestellt bekommen, zeigen uns, dass wir ein paar Informationen bisher schuldig geblieben sind. Da geht es um Themen wie unsere weitere Reiseplanung oder unser persoenliches Empfinden, aber auch um fuer uns alltaegliches wie das Reisen mit dem Rad, der Kontakt zu hiesigen Leuten, das Gesicht von Land und Leuten, das Suchen und Finden einer Unterkunft, das Essen oder dergleichen. Nicht auf alles wird es hier eine genaue Antwort geben, aber wir versuchen es einfach einmal.
Um hier gleich einmal ein paar Fakten einfliessen zu lassen: Unser Reisebudget (ueber den Daumen gepeilt, da ja planlos) ist uebrigens so um die 30,- EUR pro Tag pro Person. Da wir eigentlich seit 2 1/2 Monaten kein eigenes Geld mehr haben sondern ausschliesslich eine gemeinsame Kasse, was, wie man sich vorstellen kann, auch erst mal erlernt werden muss, dann aber herrlich unkompliziert ist, gehen wir eigentlich von ca. 60,- EUR pro Tag aus. Hinzu kommt allerdings noch der Rueckflug nach Deutschland am Ende der Reise. 60,- EUR fuer uns beide kann je nach Umstaenden sehr knapp sein oder aber auch sehr ueppig. An den Tagen, an denen wir zelten und uns selber versorgen, liegen wir weit unter unserem Budget. Steigen wir in Hotels ab, Hostels oder private Unterkuenfte gab es bisher kaum, liegen wir bei den bisher bereisten Laendern (EU, GUS) meist darueber. Dazu kommen die ein oder anderen Sonderausgaben wie z.B. das wegen der benoetigten Ausruestung und des Bergfuehrers recht kostspielige Elbrusabenteuer. Im grossen und ganzen haelt es sich aber bisher die Waage. Dank Internetbanking ist man ja jederzeit ueber den aktuellen Stand informiert. Versorgen tun wir uns mit den jeweiligen Devisen uebrigens ausschliesslich per Bankautomat. Die DKB (Deutsche Kreditbank) hat hier naemlich ein unschlagbares Angebot: kostenlos Bargeld abheben mit der VISA-Kreditkarte weltweit! Da haben wir beide vor der Reise noch jeweils ein Konto eroeffnet. Fazit: perfekt! Umrechnung zum Tageskurs, keine Gebuehren und wir heben eigentlich nur kleine Betraege ab, im Zweifel mehrfach innerhalb von ein paar Taagen. Das hat den Vorteil, dass man nie mit besonders viel Bargeld rumlaeuft. Die allgeimeinen Lebenskosten haben sicherlich graduell auf dem Weg gen Osten abgenommen, was man, wie gesagt, von den Unterkunftspreisen nicht behaupten kann. Im ganzen gehe wir davon, dass dieser Trend auch in Kirgisistan und China, die zwei verbleibenden Laender, weiter anhaelt (gilt natuerlich nicht fuer chinesische Grossstaedte).
Und da waeren wir auch schon beim naechsten Thema, unsere Reiseplanung. Im Blog, als auch auf unserer Google Maps-Seite, haben wir von vornherein schon festgestellt, dass unsere Wunschroute von Nordchina in die Mongolei, an den Baikalsee und zurueck durch die Mongolei (der Wunsch hier war die Wueste Gobi) kaum zu realisieren sein wird. Hauptgrund hierfuer ist das raue kuehle Klima in all diesen Regionen sowie den Hoehenlagen des vorangehenden Kirgisistans ab ca. Anfang Oktober. Von unserem Start Anfang Juni bis dahin haette das eine Reisezeit fuer die bisher bereisten Laender und diese Wunschziele von von etwa 4 Monaten bedeutet. Relativ frueh auf unserer Reise haben wir uns damit abgefunden, dass wir allerhoechstens eins dieser weiten Wunschziele erreichen koennen. Wir haben allerdings auch von vornherein auf eine langsamere Reisegeschwindigkeit Wert gelegt. Durch unser selbsbestimmtes Reisetempo durch Rumaenien, die Krim und schliesslich Russland ist es fuer uns schon lange selbstverstaendlich, dass wir die Mongolei und noch weiter noerdliche Gebiete mit hoechster Wahrscheinlickeit auf dieser Fahrt nicht bereisen werden, zumindest nicht in einem groesseren Umfang. Unsere (grobe) Reiseplanung sieht folgendes vor: Kirgisistan mit dem Tian Shan, auf dem Landweg nach China und entlang der alten Seidenstrassenstrecken an der Wueste Taklamakan den Nordosten Chinas (Xinjiang) entdecken (was wirklich kommt, … Ihr werdet es erfahren!). Nach unserem Kaukasustrip, nachdem wir vor allem wegen der hohen Temperaturen von ueber 40 °C, bei denen das Radeln und das Campen kaum noch als Vergnuegen zu betrachten war, vermehrt mit dem Zug gefahren sind, wollen wir die reizvollen Strecken vor uns wieder hauptsaechlich mit dem Rad bereisen.
Das Reisen mit dem Rad, aus unserer Sicht, hat seine Vor- und Nachteile. Man denke daran, dass wir ja nicht die absoluten Radfreaks sind, die jetzt auf Teufel komm raus maximal viele Kilometer radeln wollen und alleinig in einer Radreise ihre Erfuellung finden. Wir wollten uns vor allem etwas zusaetzliche Freiheit und die Flexibilitaet ausserhalb der Ballungszentren die Laender frei bereisen zu koennen, erkaufen. Die Moeglichkeit auch das noetige Gepaeck zum Zelten mitzunehmen, und somit die Natur unterwegs naeher erleben zu koennen. Die gerade genannten Vorteile haben sich mit Sicherheit bestaetigt. Dazu begeistert es uns immer wieder, wie energiesparend, schnell und viel ausgiebiger wir uns in den Staedten bewegen koennen. Auch abends aus einer Stadt herauszufahren, in der es partout keine Unterkunft mehr gab, da die einzigen Hotels ausgebucht waren, um dort zu zelten, waere ohne Rad wohl kaum moeglich gewesen. Gerade in Rumaenien, aber auch auf der Krim, waren wir voll begeistert, die Landschaft in einem langsamen Tempo und nahe erleben zu koennen; nicht immer unanstrengend natuerlich. Im ganzen zieht man auf jeden Fall eine grosse Befriedgung daraus, aus eigener Kraft und mit gemaechtlichem Tempo grosse Strecken bereist zu haben.
Aber es gibt auch nachteiliges zum Reisen mit dem Rad. An Tagen, an denen wir mit dem Rad eine normale Tagesstrecke zuruecklegen (ca. 65-85km), steht dies klanglos im Vordergrund. Man kommt natuerlich nicht so schnell voran, dass man immer in einem Tag von einem Highlight zum naechsten faehrt. Wir packen morgens unsere Sachen und fruehstuecken dann meist erst unterwegs, nachdem wir an einem kleinen Laden vorbeigekommen sind. Mehrmals am Tag decken wir uns mit Trinkwasser ein. Vor unserem Tagesziel, das, wenn wir zelten, wir meistens nach aktuellem Erschoepfungsgrad auswaehlen bevor einer von uns zu alle ist oder gar zu grossen Hunger bekommt (der schlaegt naemlich bei beiden von uns direkt proportional auf die Laune!), versorgen wir uns meist noch mit ca. 10-12 Litern „Brauchwasser“, das wir zum kochen und provisorisch duschen verwenden. Tagsueber machen wir bei grosser Hitze eine lange sonst sowieso viele kurze Pausen. Ist am spaeten Nachmittag oder Abend erst einmal ein geeigneter Zeltplatz gefunden, das Zelt aufgebaut, verschnauft, geduscht und was zu essen gerichtet, bleibt meist kaum noch die Motivation, das Tagebuch zu pflegen, geschweige denn sich mehr in die kommenden Ziele einzulesen noch etwas im grossen Style zu besichtigen. Natuerlich haben wir auch waerend unserer Radreisetage immer wieder wertvolle Erlebnisse, schoene Momente und Highlights, aber wir spueren doch, dass es uns, allein von der verfuegbaren Energie, auch Grenzen vorgibt. Zum Beginn unserer Reise war es zudem aeusserst problematisch mit dem Fahrrad mit irgend einem anderen Verkehrsmittel mitzukommen. Inzwischen haben wir aber eine gute Routine gefunden, unsere Bikes teilweise auseinander zu nehmen und kompakt zu verschnueren (Fotos von so einem Paket sind inzwischen auch online).
Auf langen Strecken der Ukraine sowie in Russland, da wo die Distanzen eh groesser werden, mussten wir aus Mangel an Alternativen Hauptverbindungsstrassen nutzen. Mit dem Verkehr hatten wir dabei bisher, entgegen Berichten anderer Radreisenden, nie Probleme oder Bedenken deswegen. Wir hatten aber das Gefuehl, an den Schaufenstern eines Landes vorbeizuradeln, ohne die Laeden oder gar die Seitenstrassen zu besuchen. Es waren einfach immer wieder die gleichen Geschaefte und Haendler, die den schnellen wohlhabenden Durchgangsverkehr versorgen, Tankstellen, Cafes und Ortshauptstrassen, wie man sie sonst hinter den Kulissen gar nicht antrifft. Sozusagen ein gleichfoermiges aber fuer das jeweilige Land eigentlich traditionell untypisches Gesicht. Die Male, die wir uns auf Nebensrecken bewegten, wurden wir sofort mit fuer uns interessanteren Eindruecken belohnt. Leider ist dies aber nicht immer moeglich. Teilweise war ich etwas bedrueckt, dass wir gerade dadurch, dass wir mit dem Rad fahren, vielleicht doch weniger intensiven Kontakt zu den Einheimischen finden. Nach unseren letztlich gemachten Bus- und Zugstrecken ist dies zwar teilweise bestaetigt, aber auch wieder in einem gesunden Gleichgewicht.
Sitzt man mal nicht auf dem Sattel, muss man immer bedenken, wo man das Rad, bzw. das Rad inklusive dem gesamten (unmoeglich tragbaren) Gepaeck, sicher abstellen kann. Bei Hotels bestehen wir darauf die Raeder irgendwo unterstellen zu koennen, bisher problemlos. Beim Zelten ketten wir die Raeder, bis auf ganz wenige Ausnahmen, aneinander fest und decken sie nachts mit einer Plane zu. Haben wir besondere Sorge, befestigen wir einen kleinen Alarm daran (schluesselgross), der uns beim Bewegen der Raeder sofort wecken wuerde. Das ist aber bisher sehr selten der Fall. Muessen wir tagsueber das Rad mit dem gesamten Gepaeck abstellen, um z.B. etwas zu besichtigen, tun wir dies wenn moeglich an einem oeffentlichen Platz, reden vielleicht noch mit ein paar Haendlern, die es im Blickfeld haben, und nehmen das allerwichtigste in unserer kleinsten Tasche mit uns. Allein vom Gewicht her ist das Bewegen der beladenen Raeder schon nicht so leicht. Zudem sind die Fahrradtaschen auch nicht einfach abzunehmen, wenn man nicht weiss wie. Im grossen und Ganzen hatten wir bisher ein gutes Gefuehl und es hat alles geklappt. Ein Restrisiko bleibt natuerlich immer, aber damit belasten wir uns gedanklich nicht wirklich :-). Wollen wir unterwegs kurz etwas besorgen oder z.B. etwas erfragen oder ein Zugticket kaufen, so bleibt immer einer von uns beiden bei den Raedern. Die gemachten Erfahrungen dabei, bzw. der Kontakt zu den Leuten, bleibt dann meist nur einem vorbehalten. Dies empfinden wir durchaus als schade.

Mehrfach hat man uns gefragt oder nahegelegt, ob wir aus unserer Reise eine Buch machen wuerden, zumindest aber eine professionelle Diapraesentation. Wir haben nichts derlei vor, 🙂 bei diesem Blog wird es wohl bleiben. Auch die wiederkehrende ernst gemeinte Frage, ob wir denn Sponsoren haben, koennen wir immer nur negativ beantworten (bis auf die finanziell unaufwiegbare moralische Unterstzuetzung und Geduld von Freundin, Familien und Freunden natuerlich!). In Berichten im Internet, gerade von Radreisenden, haben wir aber festgestellt, dass Ausruester und Hersteller solche privaten Reisen durchaus unterstuetzen. Irgendwie haben wir das aber nie in Betracht gezogen. Das Thema Rad kam bei uns ja auch erst relativ spaet dazu.

Man koennte endlos weiter schreiben. Ich denke da so an die inneren Hoehen und Tiefen, die wir natuerlich bisher auch schon durchlebt haben. Ausserdem ist eine solche Reise zu zweit, das Tag und Nacht gemeinsame Leben, natuerlich auch eine Quelle unzaehliger Insidermuster. Sei das die Sprache, das Verhalten oder der Umgang miteinander. Erstaunlich ist auch, wie sich Erfahrungen und Gedankenwelt der Gegenwart decken, oder eben gerade nicht (was wohl oeffter der Fall ist!), mit den Vorstellungen und Erwartungen vor oder am Anfang der Reise. Die Laenge dieses Eintrages reicht aber schon lange, so dass wir diese Einblicke vielleicht besser vertagen :-).

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