Durch ein Land das es nicht gibt

Als wir in Iasi (im Osten von Rumaenien) angekommen sind, hatten wir eigentlich vor, direkt mit dem Zug durch Moldavien bis ans Schwarze Meer zu fahren. Es gab aber keine direkten Zuege, somit mussten wir einen Zug von Iasi nach Chisinau, der Haupstadt von Moldavien buchen. Dies war aber auch keine direkte Zugverbindung sondern wir mussten in einem Wagon ca. 25 min. bis zur Grenze fahren und dort den Zug wechseln.

Die Grenzbeamten waren ganz erstaunt ueber die Touristen, denn diese sind nun wirklich nicht geballt in Moldavien vorhanden. Neues Land, neue Waehrung somit wurde an der Grenze Geld getauscht und ein Zugticket bis zur Hauptstadt gekauft. Diese 100 km Zugfahrt kosteten ca. 1,50 Euro und dauerten ueber vier Stunden. Der Zug sah von aussen top gepflegt aus, von Ihnen hat man ihm aber dann sein Alter doch angesehen. Die Sitzbaenke waren aus orange bemaltem Holz und erinnerten doch sehr an deutsche Parkbaenke. Die Zugfahrt ansich war super, doch des oefteren waere die Durchschnittsgeschwindigkeit mit dem Fahrrad hoeher gewesen und die panischen Sprinte des Schaffners in den hinteren Triebwagen um irgendwelche Hebel zu bewegen haben uns manchmal zum Nachdenken gebracht.
Irgendwie hat uns aber die Zugfahrt so gut gefallen, dass wir uns kurzerhand entschlossen haben (hier die „planlos“ Variante) ein paar Tage in Chisinau zu bleiben und mit dem Fahrrad in die Ukraine zu fahren. Der Aufenthalt in der Hauptstadt von Moldavien war dann sehr schoen, Chisinau ist eine sehr schoene, saubere und geordnete Stadt und einen Besuch auf jeden Fall wert.

Der besondere Reiz der weiteren Fahrt in die Ukraine war auch die Durchquerung von Transnistrien , einem abgespaltenen Teil von Moldavien (mehr Details siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Transnistrien). Diese Land ist international nicht anerkannt, verhaelt sich aber wie ein unabhaengiges Land. Wir haben im Reisefuehrer schon gelesen, dass man sich auf eine etwas eigensinnige Interpretation von Recht vorbereiten soll und haben daher schon Zigaretten und Vodka eingekauft, um kommende Verhandlungen etwas zu erleichtern.

Die Grenze beginnt mit einem Militaerposten, drei Jungs in Tarnanzug, die aber sehr nett waren. Es wurde geraucht und Praesente ausgetauscht (wie die Grenzer uns doch direkt danach gefragt haben). Dann ging es zu der eigentlichen Grenze, wo man ein bischen in die ein oder andere unserer Taschen schaut aber doch nur interessiert ist, wieviel Bargeld dabei ist. Anstatt eines Stempels in den Pass (was dieses Land ja nicht geben darf), gibt es ein Papier, dass bei der Ausreise wieder abgegeben werden muss. Wir haben geplant einen Tag in der Hauptstadt von Transnistrien zu bleiben (Tiraspol) und dann am zweiten Tag in die Ukraine zu fahren. Der Grenzer hat dann unsere Plaene direkt verworfen, indem er uns sagte, dass wir in 10 Stunden wieder aus dem Land heraus sein muessen. Shit – so war das ja nicht geplant, aber dann muessen wir halt Gas geben. Nach der Grenzabfertigung waren wir wirklich froh, da wir uns das alles eigentlich etwas komplizierter vorgestellt hatten.

Schon 15 min. spaeter kam dann das Erwachen: In der ersten Stadt namens Bender, wurden wir von der lokalen Polizei aufgehalten. Wir sollten beide absteigen und die Papiere vorzeigen. Wir wurden in zwei verschiedene Raeume gebracht und uns wurden unabhaengig voneinander unsere „Taten“ vorgehalten.
Kolja war bei einem Grenzbeamten gelandet, der die nicht vorhandenen Zollpapiere anprangerte. Ich war bei dem Verkehrspolizisten, der uns vorwarf, dass wir doch die durchgezogenen Linie ueberfahren haben, als er uns zu sich winkte (ja wir sind auch darueber gefahren). Kolja wurde sogleich der Gesetzestext in Kyrillisch vorgelegt und mir wurde klar gemacht, dass so ein Vergehen mit der Beschlagnahmung des Fahrrades geandet wird.
Lange Diskussionen und die Bezahlung von ca. 20 US Dollar fuer die fehlenden Zollpapiere und 20 US Dollar fuer das Verkehrsbegehen liessen die „netten“ Polizisten aber dann darueber hinweg schauen. Die Nachfrage nach einer Quittung wurde natuerlich mit einem direkten „No“ beantwortet, wir sollten einfach direkt an die Grenze fahren, bis dahin wuerde uns schon keiner mehr aufhalten und Zollpapiere gab es natuerlich auch nicht.
Um diese Erfahrung reicher, sind wir dann quer durch dieses Land gefahren in dem der sozialistische Einfluss (Betonbauten, die dringend renoviert werden sollten), aber auch der Kapitalismus (Merceds Benz Niederlassung) sichtbar ist.

Bei der Ausreise begann nun das gleiche Teather wieder. Als erstes fehlten die Strassenbenutzungstickets, dann der Ausreisstempel von Moldavien und schliesslich wollten alle von uns Kohle sehen. Mit riesigen Dikussionen und stundenlangem Ausharren an der Grenze, wie auch mehreren Gruppen- oder Einzelgespraechen mit verschiedenen Beamten (einmal mit Schirmmuetze, einmal im Tarnanzug) und letzendlich mit der Bezahlung von 10 USD konnten wir dann dieses „Land“ verlassen.
Zusammenfassend waren ca. 50 US Dollar Schmiergeld (incl. den Geschenken der ersten Grenzer) noetig, was ca. einem durchschnittlichen Monatslohn in Transnistrien bedeutet. Der positive Aspekt dieser Sache war ein absoluter Tagesrekord, 120 km auf dem Bike.

Wir waren also absolut happy aber auch ziemlich platt, als wir das Schild mit der Aufschrift Ukraine sahen. Die Grenzbeamten waren auch absolut nett und freundlich. Durch die langen Diskussion in Transnistrien war es nun spaet Abends und schon dunkel und die Grenzbeamten offenbarten uns, dass es das naechste Hotel erst in Odessa, ca. 70 km entfernt von hier geben wird. Ach und wir haetten uns doch nach diesen Anstrengungen mal ein richtiges Bett verdient. 🙂
Naja nun wieder ein neues Land und eine neue Waehrung, die wir am Geldautomat abheben konnten um uns wenigstens noch ein bischen Wasser fuer die Nacht besorgen konnten. Und eine Nacht unter sternenklarem ukrainischem Himmel ist schliesslich auch nicht zu verdenken.

 

One Response to “Durch ein Land das es nicht gibt”

  1. Stephan(Jayjay) sagt:

    Also jungs,

    ich muss mich immer wundern was ihr euch da vorgenommen habt.Ich glaube wenn hier einige das lesen, werde viele neidisch sein,wie sehr ihr eure freiheit geniesst und einfach mal alles auf euch zukommen lässt.Leider gibt es solsche momente nicht mehr all zu oft da irgendwann im leben alles eine bestimte ordnung hat.Dennoch werdet ihr mit einigen problemen konfrontiert die denke ich nicht immer leicht zu bewältigen sind(bsp grenzbeamten) Aber ich bewundere euch, das war ja immer das ding von kolja solange ich ihn kenne.
    Also immer weiter ich will euch bald in asien sehen :-)))))
    Und vor allem seid trotzdem vorsichtig.
    Falls irgend etwas ist kolja schreib einfach wenn ich dich unterstüzen kann.
    lg